Die Du bist die Erde Dein Antlitz ist mir heilig Dein Reich ist hier Dein Wille geschieht jetzt Am Boden wie am Himmel
Unser tägliches Brot gib uns weiterhin Und vergib uns weiterhin auch unseren Wahnsinn Wie auch wir ihm täglich ausgeliefert sind Doch erspare uns keine Katastrophe Sondern zeig uns nur wo das langgeht
Denn Dein ist der ganze Reichtum Und Kraft ohne Ende Und an Herrlichkeit Genug für uns alle
Ich wär so gern die Katze auf deinem Arm und du wärst mein Baum und hieltest mich gleichzeitig warm ein Leben lang bis in den letzten Traum
im bunten Funkeln der Ranunkeln bleibst du Gestalt trittst mir entgegen als mein Weg und gibst mir Halt und noch im Dunkeln wenn dein Schritt verhallt bis in die feinsten Runzeln im Asphalt
Das Photon ist ein Filmprojektor der dich sieht Das ist so ähnlich wie ein Trog der Schweine frisst Die Zeitlupe deiner Eleganz lässt dich fast wirklich scheinen Doch bist du aufgewickelt in fester Rolle wie ein Film In Ihm
keine Frauengeschichten nichts über Männer nur von den Orten erzählen
das Gesicht ist die Maske die Welt das Gesicht wer war Bologna muss man fragen und was für ein krachlederner Freak irgendwie sympathisch München aber Köln war Chargesheimer Chargesheimer hat sich umgebracht und wer ist Bonn von Tucson/Arizona oder New Haven/Connecticut ganz zu schweigen
wer geht in Lumpen wohin geht Mubarak nach der Arbeit – er trifft durch Zufall mich auf der Straße und wir sitzen vorm Pizza Blitz am alten Platz und schwitzen Kaffee
und alle schwarzen Gedanken der Welt verhökere ich im Internet für lau gegenüber das Gesicht der Stadt und ich sage laut zu ihr: Bonn ich liebe dich
Wer an das Wort glaubt wird nicht ausgeraubt Es hat sich selbst ins Ungemach geschraubt Es hat den Regenwald entlaubt und sich am Großhirn festgesaugt Es hat den Boden ausgelaugt und Grund auf Wüstensand gebaut Es hat ins Neue Land geschaut und sich den Weg dorthin verbaut Es liegt im Jenseits angestaut Wer an das Wort glaubt wird nicht ausgeraubt
Die Totenglocke schlägt gewichtig vom Turm der Marienkirche und verkündet das eherne Gesetz der Zeit: auf ewig immer zu Ende zu sein. Ich hebe ab und bin wieder verbunden mit Jutta – es schweigt am anderen Ende der Leitung. Eine zärtliche Stille hüllt mich ein, legt wieder auf. Ich komme zu mir.
Die Glocke ist verstummt; doch auch der Lärm der Lebenden ist abgeebbt. Im Moment nicht mal Hundegekläff; selbst das Selbstgespräch der Irrsinnigen pausiert. Oktober – mir ist auf der Sonnenseite heiß und gleichzeitig auf der Schattenseite kalt, wie ich da so sitze – mit meiner Zigarette, bei den anderen Alten, auf der Bank.
Ein kleiner Junge treibt den Ball über den Platz; ein großer schleppt Bier für alle an – die Kindheit kehrt nicht zurück; auch nach dem zwölften Schoppen. Jetzt aber Claudia, die Zwergfrau, mit ihrem Kinderwagen voll Puppen und eingesammelter leerer Flaschen!?
Um einen sienaroten Gummiball dreht sich die Welt – erst tollen die Kinder um ihn herum; dann hängt er unerreichbar gegen Abend am Himmel und glüht orange vor Sehnsucht nach dem ausgelassenen Glück der Kindheit!
Ein Kinderspiel die Welt … der Tod, der alte Kinderschreck, kehrt die Reste zusammen, wenn es vorbei ist. Im Jenseits, glaube ich, halten sich die Erwachsenen die Bäuche über uns und probieren das Nachlaufen.
Am Abendhimmel zartrosa Wolkenzeilen wie Verse eines Gedichts mit silbrig hellen Akzenten aus der Müllverbrennungsanlage –
du stellst dich selber vor, mein Licht: als Autor, der wieder einen Tag erzählt hat und insgeheim, wenn auch für jeden ersichtlich, hinter allen Geschichten stand, an denen man teilnahm, nicht nur als Zuschauer;
jetzt spontan improvisierend wie in einer himmlischen Poetry Slam … Und dass der rote Fleck im Westen von innen glüht wie vor Verlangen, macht dich aus; und dass meine Zigarette glimmt wie eine Erinnerung an die Sehnsucht, die einst in uns war –
du mischst dich ein in meine Gedanken; so wie der Mond noch in die finsterste Nacht!